Förderung vielversprechender Talente und besonderer Begabungen

Im pädagogischen Grundverständnis des „Neuen Gymnasiums Glienicke“ wird davon ausgegangen, dass jede Schülerin und jeder Schüler auf spezifische Weise begabt ist. Dem wird mit den vielfältigen Möglichkeiten der individuellen Gestaltung des eigenen Lernprozesses in den beiden Bildungsgängen mit ihren er-weiterten Unterrichtsangeboten ebenso Rechnung getragen wie mit den unterschiedlichen Aktionsformen des Lernens im Unterricht und im außerunterrichtlichen Bereich. Dessen breite Palette an Aktionsmöglichkeiten sowie die auf- und auszubauende partnerschaftliche Kooperation mit externen Einrichtungen und Organisationen der Nachwuchsförderung vervollständigen das Programm der Talente- und Begabtenförderung der Schule. Die kontinuierliche persönliche Lernentwicklungsbegleitung gewährleistet, dass jede Schülerin und jeder Schüler den für sich individuell angemessenen Lernentwicklungsweg beschreiten kann.

 

Dadurch, dass die Orientierungen beider Bildungsgänge weit gefasst sind, im Einzelfall individuelle Kombinationen von Elementen beider und im Verlaufe der Sekundarstufe I auch ein Wechsel aus dem einen in den anderen Bildungsgang möglich ist, unterscheidet sich die Konzeption des „Neuen Gymnasiums Glienicke“ sowohl von Spezialschulen, die auf die Förderung von besonders Begabten mit einem bestimmten Begabungsprofil, d.h. auf lediglich einem bestimmten Gebiet ausgerichtet sind, als auch von Schulen zur Förderung von Hochbegabten, worunter Schülerinnen und Schüler verstanden werden, die über einen IQ von 130 + x verfügen, die demnach in allen Intelligenzbereichen über weit überdurchschnittliche Kapazitäten verfügen und die zugleich ein auf alle Fächer ausgestrecktes Leistungsstreben ohne spezielle neigungsorientierte Ausrichtung auszeichnet.

 

Die Konzeption der Talente- und Begabungsförderung des „Neuen Gymnasiums Glienicke“ geht davon aus, dass überdurchschnittliche Kapazitäten in einer Intelligenz oder mehreren Intelligenzen, verbunden mit einem Interessenschwerpunkt oder auch mehreren Interessengebieten in individuell unterschiedlichen Kombinationen auftreten. Und sie berücksichtigt, dass sich Interessen insbesondere im Verlaufe der frühen Adoleszenz verlagern können und die Richtung für eine zielstrebige Entwicklung erst allmählich erkennbar wird. Die Arbeitsweise und Angebotspalette der Schule ist darauf ausgerichtet, jeder und jedem an ihr Lernenden zu jedem Zeitpunkt individuell angemessene Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.

 

Als Kennzeichen besonderer Kapazitäten und Kompetenzen werden betrachtet:

  • Frühreife,
  • Neugier,
  • Einseitigkeit der Interessen,
  • Intuition, Phantasie,
  • Begeisterung, Ausdauer, Leidenschaft,
  • Kreativität (selbstständiges Erschaffen von Neuem),
  • Originalität von Frage- und Problemstellungen, Ideen und Lösungen,
  • außergewöhnliche Leistungen,
  • kritisches, selbstständiges, nicht konformes Denken,
  • bevorzugter Kontakt und Umgang, bevorzugte Zusammenarbeit mit Älteren/ Erwachsenen.

 

Die vielgestaltigen Aktionsformen des Lernens und der individuellen und organisationsbezogenen Entwicklungsarbeit am „Neuen Gymnasium Glienicke“ bieten ein breites Spektrum an Möglichkeiten,

 

  • sich als Lernende/r eigener Begabungen bewusst zu werden und Interessen auszubilden,

 

  • als Leiter/in der Schule, von Kursen, Projekten und Arbeitsgemeinschaften, als Betreuer/in eines Lernstudios und als Lernentwicklungsbegleiter/in Lernende mit besonderen Begabungen, Neigungen und Interessen zu entdecken und unmittelbar individuell zu fördern.

 

Neben allen bereits dargestellten Möglichkeiten stellt das Schüler(innen)-Assistenten-System eine weitere Form der individuellen Begabungsförderung dar. Mit diesem System wird eine traditionelle Form des Lernens aufgegriffen, die sich seit Jahrtausenden wie kaum eine andere bewährt hat. Die großen griechischen Philosophen hatten ihre Schüler, mit denen sie im persönlichen Dialog ihre Weltanschauungen entwickelt haben. Sie sind dabei von den frischen, originellen Ideen ihrer jugendlichen Gesprächspartner inspiriert worden und haben zugleich deren Kompetenzentwicklung – insbesondere die Ausbildung ihrer linguistischen und personalen Intelligenzen – befördert. Geradezu modellhaft für die Bedeutung der Meister-Schüler-Verhältnisse zur Zeit der Renaissance für die Ausbildung herausragend talentierter Jugendlicher – in welcher Intelligenz oder welchen Kombinationen von Intelligenzen auch immer – steht die Lehrzeit Michelangelo Buonarottis bei Bertoldo im Hause Lorenzo di Medicis. Insbesondere im Bereich der Künste haben sich Begriff und Praxis des Meister-Schüler-Verhältnisses als Ausbildungsform für Heranwach-sende mit außerordentlichen Begabungen bis heute erhalten. Wir finden Meister-schüler/innen bei Tänzern, Malern, Bildhauern, Virtuosen. – Analoge Beispiele finden sich über Jahrhunderte sowohl an Universitäten und Akademien als auch in traditionellen Handwerksbetrieben, insofern Wissenschaftler Assistenten nicht als Hilfskräfte „benutzt“, insofern Meister Lehrlinge nicht schonungslos ausgebeutet, sondern individuell angemessen zur Ausbildung von Kompetenzen herausgefordert und in ihr befördert haben – insbesondere in den Bereichen, in denen ihre persönlichen „Schüler“ über besondere Begabungen verfügt und ausgeprägtes Interesse gezeigt haben. – Eben darauf zielt das Schüler-Assistenten-System zuerst und vor allem, das zugleich eine Verstärkung des Personals und damit der Aktionsmöglichkeiten für alle an der Schule Lernenden darstellt.

 

Im Gegensatz zu Spezialschulen für Mädchen und Jungen mit einer Spezialbegabung erlaubt dieses Modell alle Erscheinungsformen besonderer Begabungen – Schülerinnen und Schüler mit herausragenden Kapazitäten und Kompetenzen in einer oder mehreren Intelligenzen in unterschiedlichen Konstellationen – innerhalb einer Schule individuell angemessen zu fördern.

 

Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen durch ihre Einbeziehung als Assistentinnen und Assistenten in die Gestaltung der Schule ist in allen Bereichen derselben von der Leitung der Schule über die Leitung von Kursen, Projekten und fakultativen Angeboten und die Betreuung der Lernstudios bis hin zur Entwicklung von E-Learning-Angeboten und der Moderation von Online-Foren sowie in Lernentwicklungsbegleitung und Problemlösungs-, Konflikt- und Krisenbewältigungsberatung vorgesehen.

 

  • Assistententätigkeit als Form der Förderung besonderer Begabungen umfasst u.a.
  • konzeptionelle Entwicklungsarbeiten,
  • die Bewältigung von organisatorischen Aufgaben,
  • die Betreuung, Moderation und fachliche Beratung von Lern- und Arbeitsgruppen sowie interaktiven Formen des E-Learning,
  • Problemlösungs-, Konflikt- und Krisenbewältigungsberatung,
  • das Erstellen von Dokumentationen, Auswertungsberichten und Präsentationen.

 

Im Rahmen der Assistententätigkeit selbstständig erbrachte Leistungen können – insoweit sie Anforderungen aus Kursen und Projekten adäquat sind – als Ersatzleistungen für Leistungsnachweise in entsprechenden Fächern und Lernbereichen angerechnet und bewertet werden.

 

Uber alle Möglichkeiten der Talente- und Begabtenförderung für die Schülerinnen und Schüler der Schule hinaus wird im Rahmen der „Vorfeldarbeit“ der Schule Mädchen und Jungen mit außerordentlichen Begabungen auf einem oder auf mehreren Gebieten frühzeitig die Möglichkeit einer besonderen Förderung eröffnet. Bereits in den Jahrgangsstufen 5 und 6 können sie kontinuierlich in spezifisch für sie und mit ihnen gestalteten Projekten am „Neuen Gymnasium Glienicke“ lernen. Darüber hinaus stehen Grundschülerinnen und –schülern der Jahrgangsstufen 5 und 6 weitere außerunterrichtliche Angebote der Schule offen. Damit bietet ihnen das „Neue Gymnasium Glienicke“ Gelegenheit, sich auf verschiedenen Gebieten auszuprobieren, Interessen auszubilden und zu stabilisieren. Indem sich die Mädchen und Jungen auf diese Weise ihrer Begabungen bewusst werden, können sie sich frühzeitig für einen individuell angemessenen Bildungsgang entscheiden und in dessen Verlauf zielstrebig an der Entfaltung ihrer Begabungen arbeiten.

 

Sowohl anknüpfend an die Förderung besonderer Begabungen im Rahmen der Vorfeldarbeit als auch beginnend mit dem Eintritt in die Schule mit Beginn der Jahrgangsstufe 7 oder zu einem noch späteren Zeitpunkt gewährleistet das „Neue Gymnasium Glienicke“ seinen Schülerinnen und Schülern kontinuierlich bis zum Abitur eine fortgesetzte individuell angemessene Förderung besonderer Begabungen. Die schulspezifische Unterrichtsorganisation und die an der Schule praktizierten Aktionsformen des Lernens erlauben leistungsstarken, schnell lernenden Schülerinnen und Schülern die Anforderungen des jeweiligen Bildungsganges mit geringerem Zeitaufwand als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu absolvieren (Akzeleration). Die auf diese Weise gewonnene Zeit steht für die individuelle Begabungsentfaltung durch Enrichment zur Verfügung. So können z.B. selbständig individuell, im Tandem oder in einer Gruppe Forschungs-, Entwicklungs- oder Gestaltungsprojekte durchgeführt, Zertifikatskurse belegt, eine weitere Fremdsprache oder ein Instrument erlernt, Praktika an externen Lernorten absolviert werden. Vorgesehen ist des Weiteren, den Besuch von Lehrveranstaltungen, die Teilnahme an Fachtagungen und die Mitarbeit an Forschungsprojekten an Universitäten und Hochschulen zunächst in der Region – perspektivisch auch im Ausland – zu ermöglichen. Angebahnt werden gegenwärtig Kooperationen der Schule mit verschiedenen Bereichen der Berliner Universitäten. Weitere Möglichkeiten der Förderung außerordentlich kreativ begabter Jugendlicher ab dem 14. Lebensjahr werden derzeit mit dem Aufbau des KreativitätsEntfaltungsZentrums KEZ der GESA mbH geschaffen. Mit seinen EntwicklungsWerkstätten, ExpertenTagungen, SpezialKursen und Märkten der Ideen, Modelle und Produkte in Ferien und an Wochenenden sowie seinem Online-Netzwerk für eine kontinuierliche Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen, den fortlaufenden Austausch von Ideen und die fortgesetzte Diskussion von Problemen in Foren sowie Kontakte zu renomierten Fachexperten soll es optimale Rahmenbedingungen für die Entfaltung außerordentlicher Kreativität vom Für-Sich-Entdecken einer eigenen Domäne bis hin zur ersten Meisterschaft in derselben bieten. Indem das KEZ, wenn auch bevorzugt, so durchaus nicht nur Schülerinnen und Schülern sowie Auszubildenden aus den Einrichtungen der Schulträgerin offen stehen wird, trägt es zur Öffnung der Schule bei und bietet es weitreichende Kontakt-, Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen außerordentlich kreativ begabten, intrinsisch hoch motivierten und extrem ambitionierten Jugendlichen, die einander in ihrer schulalltäglichen Umgebung womöglich vergeblich suchen.